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Lutz Deterra

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Quarantäne, Tag 1


OK, nun wandelt sich meine Quarantäne vom Spekulations-Modus in den Erfahrungs-Modus. Die erste Nacht verdammt ruhig. Ruhig dafür, dass ich mich in einem sehr großen Hotel mitten in der Hamburger City befinde. Ich hatte das Fenster leicht geöffnet und lauschte gestern Abend noch dem nächtlichen Gewitter. In den frühen Morgenstunden, so etwa um 05:00 hörte ich Mövengeschrei nicht weit vom Hotel entfernt. Aha - wie schön, dachte ich, bin ja dem Meer schon ziemlich nah.

Kurz vor halb acht klopfte es an meiner Zimmertür. Das Frühstück ?! Ich öffnete die Tür, und siehe da, der Hotelservice hat schon wieder ein Tablet auf der Fußmatte abgestellt. Frühstück am Sonntag Morgen um halb acht. Donnerwettter. Allerlei Körnerbrötchen mit kleinem „worst/case“- Ensemble und Marmelade und Honig. Dazu ein Glas Orangensaft, aber leider kein Kaffee. Nur noch weitere Kaffeepulverkapseln für den TASSIMO-Automaten in der Zimmerecke. Ich machte mich daran dieses Gerät in Gang zu bringen. Leider war ich schon zu blöd diese Riesenkapsel richtig einzulegen. Einen Ein/Aus-Schalter konnte ich auch nicht finden. Es war noch etwas duster im Zimmer, und die Zimmerbleuchtung ist abends zwar recht stimmungsvoll, aber in der Ecke mit der Kaffeemaschine war es nun recht dunkel. Schliesslich legte ich die Pulverkapsel verkehrtherum ein, und siehe, auf einmal passte sie. Mit dem Licht meines Handys fand ich dann auch einen POWER ON/OFF-Schalter an der Gehäuseseite. Diverse Anzeigen begannen zu Leuchten, eine rote blinkte heftig. Hörte dann aber irgendwann auf zu blinken, was leider nicht dazu führte dass nun endlich mein Kaffee gekocht wurde.


Ich rief die Rezeption an und schilderte mein Problem. Eine weibliche Stimme erklärte mir mit starkem spanisch/mexikanischem Akzentwie ich die Maschine zu bedienen hätte. Aha, ich hatte alles richtig gemacht. „Es tut sich aber trotzdem nichts in Richtung Kaffee“, sagte ich ihr.

„Also müssen Sie jetzt Kaffe haben?, hörte ich die Telefonstimme fragen?

„Wie meinen?“

„Also müssen Sie jetzt unbedingt Kaffe haben??“

„Aber ja doch. Bitte!“ Ich wundere mich dass ich da nicht schon lachen musste.

„Habbe schon Frühstück bekommen?“

„Ja, steht vor mir.“

„Und warre da keine Kaffee bei?“

„Nein, nur weitere Pulverkapseln.“

„Dann lasse ich gleich eine Thermoskanne Kaffe hochbringen!“

Zwei Minuten später klopfte es wieder an der Tü, und der Kaffee war da.


Wie erwartet verspürte ich keinerlei Lust mich zu duschen und mich umzuziehen. Jetzt bei Tageslicht konnte ich sehen wie sich das kleine Hotelzimmer mit allerlei kleinen Textilinseln füllte. Jetzt schon, am ersten Tag. Das gestrige Auspacken verlief nämlich etwas ruppig und unorganisiert. Also wenn das Zimmer gestern noch etwas moderne Atmosphäre versprühte, war davon jetzt schon nichts mehr zu spüren. Jetzt müsste die aktuelle Atmosphäre eher „pubertierender Jugendlicher“ lauten. Ergo muß ich da später mal ran und etwas aufräumen. Aber zuerst mal'n bisschen im Netz surfen und die ankommenden Meldungen der Kollegen checken. Und ZACK war ich wieder im Bett, TV wie immer im Hintergrund, die Vorhänge auf Halbmast gezogen, und wenig später wieder eingeduselt.


Die nächsten Klopfzeichen vernahm ich schon um 12:15. Mittagessen. Diese Essenszeiten lassen Erinnerungen an meinen letzten Krankenhausaufenthalt in mir hochkommen.

Nach meinem Teller mit Schweinsgeschnetzeltem an Spätzle und Rosenkohl verspürte ich dann doch das Bedürfnis mich zu duschen. Danach schloss ich die mitgebrachte Miditastatur an meinen Laptop an, und begann etwas in den DAW zu hacken. Nach ein/zwei Stunden recording und editing konnte ich dann befriedigend feststellen, dass mich diese Art der Beschäftigung wohl durch die Quarantäne retten wird. Bzw. das sie es könnte.


Leider ist der Schreibtisch in diesem Zimmer recht klein. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich darauf schreibe, esse und trinke, div. Dinge abstelle und mein kleines Camping-Studio betreibe. Im Grunde rödel ich die ganze Zeit Sachen auf dem Tisch von links nach rechts, oder suche neue Ablageflächen (Fußboden).

Der Stuhl vor dem Schreibtisch, also der auf dem ich sitze, ist leider aus orthopädischer Sicht völliger Schrott. Sieht aber sehr trendy aus. Wie überhaupt die gesamte Zimmereinrichtung sehr an

ein Jugendzimmer erinnert. Oder es ist nur ein weiteres Zeichen dafür dass ich jetzt „alt“ bin? So wie die Probleme mit der Kaffeemaschine? Und da fallen mir plötzlich dazu noch ein paar weitere Sachen ein...

HOWEVER, mein Rücken schmerzt jetzt schon nach nur einem Tag auf diesem schicken Stuhl. Hab aber einen altersgerechten Beutel mit Medikamenten mitgebracht. Oh weh, das geht nicht gut los......


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